Hirsch

Hirsch

Wie weit und wie lang reichen die angeborenen Anpassungen der Wildtiere aus, um auch einmal extrem harte Winterbedingungen zu überstehen? Bei welchem Punkt versagen die in einer langen Entwicklungsgeschichte herausgebildeten und geprüften Fähigkeiten? Können und sollen wir dann helfend eingreifen? Gegen die Kälte allein ist unser Wild fast unempfindlich, erst bei 15 bis 20 Minusgraden wird der Stoffwechsel etwas erhöht. Mit einer Schneedecke von 50 cm kommen Rehe und Gämsen, mit einer solchen von 75 cm auch Rothirsche noch gut zurecht. Erst wochenlange starke Schneefälle, auch Eisregen mit anschliessender sehr langer Frostperiode oder pickelharter Harsch erschweren die Futtersuche so sehr, dass ab Ende Januar einzelne Tiere eingehen können. Sie sind der Preis einer Selektion und stellen sicher, dass die Anpassungen erhalten und weiter vererbt werden.  Bei schneereichen und langen Wintern haben wir erlebt, dass Tiere hauptsächlich dort eingegangen sind, wo sie immer wieder vom Menschen und freilaufenden Hunden gestört oder wo sie künstlich und falsch gefüttert worden sind.  Das Erste und Wichtigste, was wir Menschen tun können, besteht darin, den Tieren zu erlauben, ihre Anpassungen voll auszuspielen, vor allem aber, ihnen Ruhe zu gönnen. Ganz wichtig ist dabei die freiwillige Einhaltung der Wildruhezonen. Das Wild soll sich über die günstigen Wintereinstände verteilen, und dies in einer Anzahl, die dem natürlichen Nahrungsangebot entspricht. Dafür sorgt die Jagd.  Dagegen hat der für uns so nahe liegende Reflex, den Tieren Futter anzubieten, eine Reihe gravierenden und kaum vermeidbarer Nachteile zur Folge. Künstliche Futterstellen verunmöglichen meist die freie Wahl eines störungsfreien Wintereinstandes mit günstigem Mikroklima und verursachen eine höhere Aktivität und sozialen Stress, weil die Geschlechter sich nicht trennen. Vor allem, wenn nicht alle Tiere gleichzeitig Futter aufnehmen können, oder wenn das Futter nicht jeden einzigen Tag und nicht für alle ausreichend verfügbar ist, entsteht eine sehr ernste Nahrungskonkurrenz, wobei die Jungtiere unterliegen und leiden.  Künstliches Futter ist oft zu protein- und zu fettreich und erfordert für die Verdauung vom Tier einen zusätzlichen Energieaufwand. Deshalb verwenden die Jäger bei den vom Jagdbeirat koordinierten Notfütterungen Magerheu, damit die Wildtiere den Winter gut überstehen.  Eine Erläuterung durch den Wildbiologen Dr. Peter Meile.